Ausgehend vom Arbeitstitel „das berührt mich nicht“ beschäftige ich mich mit der Pandemie: die Distanz zwischen uns die größer wird und den seltener werdenden Berührungen. Wie kann ich meine Umwelt begreifen, wenn ich sie nicht anfassen darf? Berührt mich noch, was ich nicht berühren darf?
Zwischen Dezember 2020 und Juni 2021 habe ich Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen interviewt und nach ihrer Wahrnehmung der Pandemie, ihrem Umgang mit der Situation und ihrem Blick auf die Welt befragt. In der Sound-Collage entsteht nun eine facettenreiche Reflexion.
Es fällt auf, dass die seltenen Treffen in der physischen Welt zunehmend wirken, als wären sie in einen musealen Raum transferiert in dem seit jeher Abstandsregeln zu den Werken gelten. Diese Analogie ist Ausgangspunkt der Untersuchung und wird in „SOMA DIS TANZ“ erlebbar gemacht. Die Ausstellungsbesuchenden erfahren eine Reaktion auf ihre Bewegung. Die Bedeutung des eigenen Handelns wird durch akustisches Feedback im Ausstellungsraum vergegenwärtigt. Eine Reihe von Sensoren erfasst die Positionen der Besuchenden und in Abhängigkeit von der Bewegung im Raum wird die Klanginstallation gesteuert. Dabei ist ein Nicht-Agieren mit den Sensoren nicht möglich. In der Ausstellung wird deutlich, dass das eigene Handeln oder Nicht-Handeln stets von Bedeutung ist. Der trotzigen Aussage des Arbeitstitels kann ein „es betrifft dich trotzdem“ entgegengesetzt werden.
In der Ausstellung wird eine Malereiserie von Stillleben gezeigt. Es sind Porträts von Zimmerpflanzen, welche mal dichtgedrängt in zu kleinen Töpfen stehen, mal einsam dem Licht entgegen wachsen. Man sieht den Pflanzen an wie viel Aufmerksamkeit ihnen (nicht) geschenkt wurde.
Die Hängung der Werke provoziert bei der Bildbetrachtung bestimmte Bewegungsmuster. Die davon gesteuerten Klangwiedergaben beeinflussen ebenfalls die Verweildauer. Der individuelle Moment der Bildbetrachtung wird von einer nicht reproduzierbaren Sound-Kulisse begleitet und beeinflusst. Ohne BesucherInnen findet die Kunst nicht statt.
Im Rahmen von NeuStartKultur, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.